Street Art an, auf und unter der Jannowitzbrücke…

Berlin Jannowitzbrücke - Obey Giant Poster

…übersieht man leicht, wenn man an diesem schmuddeligen Ort bei schmuddeligem Wetter, unterwegs ist.

Berlin hat viele solcher unschönen Orte, die man am liebsten schnell hinter sich lässt. Sie liegen auf dem Weg von hier nach da. Die Gegend rundum den S-Bahnhof Jannowitzbrücke ist so ein Ort. Wer unter der Bahntrasse entlang geht und einen Blick nach unten oder gar nach oben wagt, sieht vor allem Dreck… Taubendreck.

Taube unter der Jannowitzbrücke

Schon aus der Ferne sieht das hier nicht einladend aus…

Ich komme notgedrungen öfters an diesem Ort vorbei und dabei fällt mir immer wieder das Obey Giant Poster von Shepard Fairey ins Auge, das auf einem der Stahlträger klebt. Das ikonenhafte Gesicht zieht mich in seinen Bann:

Berlin Jannowitzbrücke

Ich fühle mich angesprochen, komme näher und schaue mich genauer um. Mit kritischen Blick beginne ich meine Street Art Besichtigung an einem Ort, der schöner, wärmer, menschlicher sein könnte.

Was an Orten wie diesen fehlt, fügen Street Artist mit ihrer Kunst hinzu: „LOVE“ steht dort zum Beispiel:

Berlin Jannowitzbrücke - Obey Giant Poster

Paste-ups, 3D-Wand-Installationen, Gemälde, Graffiti…

Wer hier einen Blick wagt, entdeckt Kunst. Überall urbane Kunst: kleine und große Gemälde, Paste-ups, Graffiti und 3D-Installationen. Die Street Artists verwandeln Orte wie diesen immer wieder und wieder. Manche Werke, vor allem die gesprayten Graffiti, halten länger als andere.

Den aufgeklebten Paste-ups sieht man die Vewitterung an, manche wurden leider von Kunstbanausen verUNschönert… andere hängen hoch genug, um länger unbeschadet zu überdauern. Die 3D-Installationen von CMYK Dots scheinen fest genug geklebt zu sein…

street art berlin jannowitzbrücke cmyk_dots

Und dann finde ich diese Pfeile, die Orientierung geben sollen, von wo nach wo man diese Open Air Street Art Galerie besichtigen soll: „von hier nach da“. Aha.

Ich geh‘ wie immer anders und meinen eigenen Weg😉

Manche Künstler:innen erzählen zusammen Geschichten:

Das Paste-up Mädchen von Volk78 mit Musikkassette von ka_sariart und daneben ein Logo von Smyrfink auf Sichtbeton:

streetart jannowitzbruecke - kasariart SMYRFINK 78volc0ne78

Das Mädchen versucht das Kassettenband mit einem Bleistift wieder ins Tape zu drehen. Ha, kenn ich 😅 da werden Erinnerungen wach, Generation X lässt grüßen… was wohl auf der Kassette zu hören ist? Ist es ein Mix-Tape? Mit ihrer Lieblings-Musik?? Techno von SMYR???

Auch wenn die meisten Street Artists anonym sind, lässt sich viel Persönliches in ihren Werken lesen: Nach Betrachtung des zweiten Werks von Smyrfink vermute ich, dass er/sie (w/w/d) gerne Spongebob guckt und dabei chillt 😉 wenn dabei lustige urbane Kunst rauskommt, wie hier, unterstütze ich das voll:

street art berlin jannowitzbrücke smyrfink

It’s time to dance – Tanzende Frauen mit glitzerndem Konfetti, die das Leben feiern von SOBR:

street art berlin jannowitzbrücke lets dance

Eher sozialkritisch ist dieses Stencil Graffiti eines Mannes, der durch den Fleischwolf gedreht zu vielen kleinen Männchen wird:

Durch den Zusatz „HUMAN RIGHTS“ gewinnt das Werk eine unmissverständliche Botschaft. Menschenrechte durch den Fleischwolf gedreht. So einfach verständlich, so direkt ist nur Straßenkunst.

Ich finde noch weitere Kassetten, Portraits und voll gekritzelte Türen.

Ich könnte noch ewig weiter gehen und fotografieren, aber bei diesem Paste-up von Street Artist foolishmortal hör ich auf: Auf einer Karte des Berliner U-Bahnliniennetzes sehe ich abstrakte, töricht dreinblickende Gesichter. Darunter zwei gehörnte Köpfe: fools oder auf Deutsch Narren😅 wenn das kein Omen ist! Mit dem Spruch ‚Nomen est Omen‘ im Sinn reflektiere ich meinen kurzweiligen Street Art Spaziergang, der mich länger an einem hässlichen Ort verweilen ließ, als ich ursprünglich vorhatte. Ich mag die kritische Auseinandersetzung von Street Art mit der jeweiligen Umgebung.

Diese Stadt ist an manchen Orten nicht schön. Sie ist kalt und abweisend und für viele nur Durchgangsstation. Ich such mir dann gerne die schönen Dinge raus, vor allem wenn ich an solchen Orten vorbeikomme, die nicht so schön sind… vielleicht ist das töricht. Aber ich bin nunmal (Ursula) Narr und mein Name ist Programm*😉🤡😇

Danke an alle Künstler:innen – auch an diejenigen, deren Namen ich noch nicht ausfindig machen konnte** – für diese Kunst im öffentlichen Raum, die mir immer wieder so viel Spaß macht:

*was KEINESFALLS heißt, dass ihr mich zum Narren halten dürf☝️ Nur ICH SELBST darf das😜

**Hinweise sehr erwünscht!

Weiterführende Links zu den Street Artists:

@obeygiant instagram.com/obeygiant
obeygiant.com

@smyrfink instagram.com/smyrfink

@smyk_dots instagram.com/cmyk_dots
okse126.com

@78olc0ne78 instagram.com/78volc0ne78

@ka_sariart instagram.com/ka_sariart

@kiezmiez030 instagram.com/kiezmiez030

@foolishmmortal_one instagram.com/foolishmortal_one

@nat_at_art instagram.com/nat_at_art

credits tbc