Blindschleichen im Briesetal

Diesen Sommer habe ich im Briesetal zwei Blindschleichen entdeckt:

Die gräulich schimmernde Blindschleiche auf dem Foto links hatte offensichtlich ihre Schwanzspitze verloren, gut zu erkennen an dem abgerundeten Schwanzende.

Die Blindschleiche auf dem rechten Bild schlängelte sich gerade über den Waldpfad auf die andere Seite, als wir vorbeikamen. Als wir stehen blieben, hielt sie ebenfalls inne und beobachtete uns bzw. Jack, der um sie herum schnüffelte… Sie glänzte in schönen Bronzetönen mit schwarz-grauer Musterung.

Weder blind noch Schlange – die Blindschleiche

Im Artenportrait über die Blindschleiche auf nabu.de lese ich, dass sowohl der wissenschaftliche Name Anguis fragilis – übersetzt „zerbrechliche Schlange“ – als auch die gebräuchliche Bezeichnung Blindschleiche eigentlich irreführend ist, weil die Blindschleiche weder blind noch eine Schlange ist. Stattdessen ist sie ein Reptil, das ähnlich wie Eidechsen seinen Schwanz abwerfen kann:

„Blindschleichen sind leicht zerbrechliche Wesen. Ein unbedachter Griff und die mühelos zu fangenden Tiere brechen entzwei. Während sich das längere Ende hastig davonschlängelt, verbleibt das kürzere heftig zappelnd in der geschlossenen Hand*. Mit diesem Trick gelingt es in Gefahr geratenen Blindschleichen oftmals, ihre Feinde zu verwirren und ihnen zu entkommen. Möglich wird dies durch mehrere Sollbruchstellen, die es den Tieren erlauben, den Schwanz abzuwerfen. Dieser wächst alsbald wieder nach; allerdings nur als verkürzter, kugeliger Stumpf.“

NICHT NACHMACHEN: Dass man Blindschleichen mit der Hand fangen kann, wie der Nabu schreibt, ist zwar richtig, aber man sollte das nicht tun!! Eben weil der Schwanz wie bei einer Echse an einer der Sollbruchstellen abbrechen kann. Vielleicht braucht sie diesen Abwehrtrick für einen richtigen Fressfeind!

Blind ist die Blindschleiche ebenfalls nicht: Jack hat sie offensichtlich gesehen. Als er neulich im Briesetal um sie herum schnüffelte, fixierte sie ihn mit ihren schwarzen Augen und züngelte hin und wieder, um seine Witterung aufzunehmen. Ein paar Minuten später schlängelte sie sich dann galant ins Unterholz und verschwand. Vielleicht hielt sie ihn zunächst für einen Fressfeind. Davon hat die Blindschleiche viele: Füchse, Marder, Dachs, Raubvögel und viele andere Waldtiere. Auch Hunde und Katzen können gefährlich für Blindschleichen sein. Meinen Hund Jack allerdings interessieren Reptilien grundsätzlich nicht besonders. Sie sind ihm, glaube ich, zu langsam und daher zu langweilig. Vermutlich riechen sie auch nicht interessant genug.

Auf dem Blog GRUNDidee Naturgarten – dagehtwas.org finde ich Infos, was Blindschleichen selbst gerne fressen und wie man sie im naturnahen Garten anlocken kann. Wichtig sind Versteckmöglichkeiten und „unaufgeräumte“ Plätze im Garten, sodass die Reptilien gut geschützt sind und sicher überwintern können, beispielsweise unter Altgras, Gestrüpp und Totholz-Ecken im Garten. Wer Blindschleichen im Garten hat, hat dann vermutlich auch weniger Nacktschnecken, denn die stehen auf dem Speiseplan der Blindschleichen.

Blindschleiche kommt von Plintsliho: Blendender Schleicher

Warum heißt die Blindschleiche Blindschleiche?

Der irreführende Name der Blindschleiche hat seinen Ursprung im Altdeutschen. Blindschleiche leitet sich von PLINTSLICHO ab, was so viel heißt wie „blendender Schleicher“. Der alte Name trifft es passend: Das glänzende schuppenbesetzte Tier schleicht tatsächlich lautlos auf dem Waldboden dahin.

Ich freue mich jedes Mal, wenn solch kleinen Wunder der Natur meine Wege kreuzen. Es ist aber auch wunderschön hier, im Briesetal… trotz Mücken*:

*Tipp: Nicht stehen bleiben!