Auf den heiligen Berg Oberschwabens…

Aussicht vom Bussen, Oberschwaben

… steigen und die Panorama-Sicht genießen – jedes Mal jeden Schritt wert! Der Bussen erhebt sich 767 Meter über Meeresspiegel aus der malerischen Landschaft des nördlichen Oberschwabens. Bei guten Sichtverhältnissen reicht der Weitblick bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Alpen.

Als ich neulich den Bussenberg hochstieg und in die Ferne blickte, waren die Alpen im Dunstschleier nur zu erahnen.

Ein Blick nach Norden und Osten: Die Schwäbische Alb ist als dunkler Streifen im linken Bildteil gut zu erkennen. Bei günstigen Sichtverhältnissen kann man Richtung Osten, im rechten Bildteil, sogar den Kirchturm des Ulmer Münsters erkennen (man braucht allerdings ein Fernglas). An diesem Herbsttag im Oktober verschwomm die Landschaft in der Ferne im Dunst:

Ein freundlicher Esel…

… begrüßte mich auf dem Weg nach oben zur Bussenkirche:

Der freundliche Esel vom Bussen

Ich mag diesen Esel. Er steht da oft am Hang des Bussen und frisst vor sich hin. Wenn er Lust hat, kommt er an den Zaun und begrüßt die Wanderer und Wallfahrer. So wie mich. Ich glaube, er mochte mich 😊

Einer der letzten Hummeln, die in diesem Herbst die letzten Wiesenblumen besuchte, habe ich auch zugesehen:

…und daneben die Blattläuse🙄zeugen von naturnaher Pflege.

Die Bussenkirche St. Johannes Baptist auf dem Bussen

Ein Ort der Stille, des Gebets und der Hoffnung ist die Bussenkirche. Eine Wallfahrtskirche, die für Gläubige wie Nichtgläubige oben auf dem heiligen Berg Bussens alle Wanderer schon von Weitem begrüßt. Als Wallfahrtskirche wurde sie laut Webseite der Seelsorgeeinheit Bussen vom Kloster St. Gallen erstmals im Jahr 805 urkundlich erwähnt. Im Inneren beeindrucken mich jedes Mal, wenn ich hier bin, die wundervollen Glasfenster des Künstlers Wilhelm Geyer, die seit 1960/61 den Innenraum in bunt strahlendes Licht eintauchen, sobald die Sonne hindurchscheint:

Die leidende Mutter Gottes, in der Bussenkriche dargestellt mit einem Schwert im Herzen und als Pietà im Chorraum mit Strahlenkranz, das eigentliche Ziel gläubiger Wallfahrer, die hierher kommen. Wallfahrten zur Verehrung der schmerzhaften Muttergottes sind auf dem Bussen seit 1521 bezeugt, heißt es dazu auf Wikipedia.

Die Burg Bussen

Hinter der Kirche befindet sich eine schöne Parkanlage und dahinter eine alte Burganlage mit restaurierten Überresten der Burg Bussen. Die Burg wurde in der Vergangenheit hin- und herverkauft zwischen Herrschern der damaligen Zeit: von den Grafen von Veringen über Thurn und Taxis, den Habsburgern bis zum Königreich Württemberg und andere fiel der Besitz von einem Herrscherhaus ins andere.

Heute ist sie schlussendlich Allgemeingut und für jeden zu besichtigen:

Heimkehrerdenkmal von 1958 – Eine Mahnung

Berührt hat mich dieser Marienkäfer, wie er über das steinerne Denkmal der Kriegsheimkehrer Oberschwabens krabbelte:

Ein Marienkäfer krabbelt über das Heimkehrerdenkmal auf dem Bussen

Das Heimkehrerdenkmal auf dem Bussen erinnert an die Überlebenden der Kriegsgefangenschaft, die lange nach Ende des Zweiten Weltkriegs in ihre Heimat zurückkamen. Es wurde 1958 hier oben auf dem Bussen aufgestellt.

Unter den traurigen, ausgemergelten Figuren hinter Stacheldraht steht in Stein gemeißelt zur Mahnung an alle:

ALS DANK FÜR UNSERE
HEIMKEHR
UNSEREN VERMISSTEN ZUM
GEDENKEN
DER NACHWELT ZUR
MAHNUNG

DIE HEIMKEHRER OBERSCHWABENS
1958″

Entstehung und frühe Geschichte des Berg Bussen

Laut Wikipedia hängt die Entstehung des Berges „mit der Alpen-Auffaltung im Tertiär zusammen. Eine etwa acht Meter dicke Schicht aus Sylvanakalk schützt den Berg vor der Abtragung.“ Die sogenannte Würm-Eiszeit, die vor 115.000 Jahren begann und bis vor 10.000 Jahren andauerte, formte die gesamte Landschaft Oberschwabens, wie sie heute vorzufinden ist: eine malerische hügelige Landschaft mit Seen, Mooren und Flusstälern. Aufgrund der Höhe von 676 Metern und des harten Kalkgesteins konnten die gewaltigen Gletschermassen in der letzten Eiszeit den Berg nicht abtragen und verliehen ihm stattdessen seine jetzige prägnante Erscheinungsform.

Somit reicht seine Entstehungsgeschichte über 2,6 Mio. Jahre zurück. Seinen Namen – Bussen – verdankt der Berg seinen frühen Siedlern, den Kelten.

Die Kelten tauften ihren Berg Bussen

Dieser Berg mit seiner exponierten Lage in der oberschwäbischen Landschaft beeindruckte bereits die Kelten. Unweit des Bussen, knapp 15 Kilometer entfernt, lag die keltische Siedlung Heuneburg, das seit 1600 v. Chr. ein Machtzentrum der Kelten war. Höchstwahrscheinlich handelte es sich bei der Heuneburg um die Stadt Pyrene, die der griechische Geschichtsschreiber Herodot von Halikarnassos im 5. Jahrhundert v.Chr. (* 484 v. Chr., † 425 v. Chr.) laut Wikipedia wie folgt beschrieb:

Es fließt der Nil nämlich aus Libyen und schneidet Libyen mitten durch; und wie ich jedenfalls vermute – wobei ich von Bekanntem auf Unbekanntes schließe –, kommt er aus den entsprechenden Entfernungen wie der Istros (die Donau). Der Istros entspringt bei den Kelten und der Stadt Pyrene, strömt mitten durch Europa hindurch und teilt es – die Kelten aber sind außerhalb der Säulen des Herakles, Nachbarn der Kynesier, die als letzte von den Völkern Europas gegen Westen wohnen –; es mündet aber der Istros ins Meer, indem er durch ganz Europa in den Pontos Euxeinos fließt, da, wo Istria liegt, eine Kolonie der Milesier.

Die Stadt Pyrene, die Heuneburg, war vielleicht die älteste erwähnte Siedlung Europas und überregionales Handels- und Machtzentrum der Kelten.

Laut SWR aktuell verlagerten die Kelten zwischenzeitlich ihren Machtsitz auf den Bussen. Archäologische Funde, die seit 2019 dort ausgegraben wurden, zeugen von der keltischen Besiedlung des Bussen: „Von der entwickelten „Urnenfelderzeit“ bis um 620 vor Christus verlagerte sich das Zentrum dann offenbar auf den Bussen, um danach bis etwa 450 vor Christus wieder auf die Heuneburg (Kreis Sigmaringen) zu wechseln.“

Seinen Namen verdankt der Berg diesen frühen keltischen Siedlern: Bussen, so habe ich auf oberschwaben-tipps.de recherchiert, kommt aus dem Keltischen und bedeutet so viel wie Busen oder Erektion:

„Der Bussen gilt als der heilige Berg von Oberschwaben und dies hat spätestens bei den Kelten seinen Ursprung. Heute ist der Berg vor allem als Wallfahrtsort und wegen dem Bussakindle bekannt. Pärchen ohne Kinder oder frisch verheiratete steigen hoch und vollziehen meist unbewusst ein uraltes Fruchtbarkeitsritual, denn das Wort Bussen kommt aus dem Keltischen und bedeutet Erektion oder Busen.“

Blickt man aus der Ferne zum Bussen hin, wie er sich aus der Landschaft hervorhebt, ist die Namensherkunft nachvollziehbar…

…ein Foto folgt, wenn ich das nächste Mal da bin und erneut hinaufsteigen werde, auf den Bussen.

Auf dem Rückweg von Riedlingen im wunderschönen Oberschwaben nach Berlin hab ich den Bussen aus dem Zugfenster ein letztes Mal gesehen und freute mich zugleich schon auf ein Wiedersehen😇

Mehr Infos:

https://oberschwabenschau.info/landschaften/

https://de.wikipedia.org/wiki/Bussen